Zusammenfassung zum Forderungsverkauf
Wer über offene Forderungen verfügt und diese nicht selbst eintreiben will oder kann stellt sich oft die Frage, ob ein Forderungsverkauf sinnvoll ist. Die die Beantwortung höchst individuell ist, haben wir für Sie die wichtigsten Informationen zusammengestellt. So können Sie sich selbst eine Meinung bilden.
- Beim Forderungsverkauf tritt ein Gläubiger seine Forderung an einen Dritten gegen eine Kaufsumme ab.
- Grundsätzlich sind die meisten Forderungen veräußerbar, jedoch nicht in allen Situationen. Die dafür angebotenen Konditionen variieren jedoch stark, je nach Forderungstyp (z.B. „neue“ Forderungen vs. titulierte Forderungen)
- Es gibt verschiedene Arten von Forderungskäufern. Z.B. Factoring- und Inkassounternehmen, aber auch Rechtsanwälte und Banken.
- Bei Einzelforderungen muss der Verkäufer oft mit zu hohen Abschlägen rechnen. Wer nur wenige Forderungen hat, ist oft mit normalem Inkasso besser bedient.
- Was ein Forderungsverkäufer tatsächlich erhält, lässt sich nicht pauschal sagen und hängt von der Qualität der Forderungen ab (unten weiter erläutert)
- Germania Inkasso kauft keine Forderungen, weil wir davon überzeugt sind, dass für unsere Kunden (meist Gläubiger mit Schuldnern im B2B-Bereich) das klassische Treuhand Inkasso von größerem Vorteil ist.
Im folgenden Text finden Sie detaillierte Informationen zum Thema Forderungen verkaufen.
1. Grundlegendes
1.1 Was ist ein Forderungsverkauf?
Beim Forderungsverkauf handelt es sich um die vollständige Abtretung von Forderungen eines Unternehmens oder einer Privatperson gegen einen Schuldner an einen Dritten. Die Erfüllung des Forderungsverkaufs geschieht durch Abtretung der Forderung vom Verkäufer an den Käufer. Der Forderungsverkäufer haftet dabei für die Berechtigung der Forderung, jedoch nicht für die Eintreibbarkeit. Daher geht mit dem Verkauf normalerweise auch das Ausfallrisiko auf den neuen Gläubiger über.
1.2 Was ist eine Forderungsabtretung?
Forderungen abtreten (auch Zession genannt) bedeutet die vertragliche Übertragung einer Forderung von dem alten Gläubiger auf den neuen Gläubiger (§ 398 Satz 1 BGB). Es handelt sich um den Austausch des Gläubigers durch Rechtsgeschäft ohne Änderung des Schuldners oder des Inhalts der entsprechenden Forderung.
1.3 Wie kann man Forderungen verkaufen?
Grundsätzlich ist ein Forderungsverkauf rechtlich möglich. Allerdings müssen die zugrunde liegenden Leistungen oder Lieferungen ohne Einspruch und vollständig erbracht worden sein. Die Forderung darf demnach nicht von Reklamationen belastet sein. Daneben gibt es einige Fälle, in denen ein Forderungsverkauf nicht gestattet ist, u.a. folgende:
- Im Vorfeld wurde die Forderungsabtretung vertraglich ausgeschlossen
- Die Forderung kann nicht abgetreten werden, ohne deren Inhalt zu ändern – was manchmal bei Dienstleistungen vorkommt
- Die Forderung ist nicht pfändbar, wie zum Beispiel bei Lohnpfändungen
- Es ist gesetzlich verboten, die jeweilige Forderung zu verkaufen
1.4 Wer kauft meine Forderungen?
Es gibt verschiedene Arten von Forderungskäufern. Vorrangig sind Factoring– und Inkassounternehmen zu nennen, aber auch manche Rechtsanwälte und Banken kaufen Forderungen.
2. Welche Arten von Forderungen können verkauft werden?
Solange die Leistung oder Lieferung ohne Einspruch und vollständig vollbracht ist und keine vertraglichen Einschränkungen bestehen, können grundsätzlich alle Arten von Forderungen verkauft werden. Die dafür angebotenen Konditionen variieren jedoch stark, je nach Forderungstyp (z.B. „neue“ Forderungen vs. titulierte Forderungen).
2.1 Kann ich neue oder zukünftige Forderungen verkaufen?
Auch neue oder zukünftige Forderungen können verkauft werden. Dafür kommt meist ein Factoring-Unternehmen in Frage. Dies begleicht die Forderungen umgehend und erhält eine Vergütung für die zur Verfügung gestellte Liquidität bzw. auch für die Übernahme des Ausfallrisikos der Forderung. Meist besteht die Zusammenarbeit dann nicht aus dem Verkauf einzelner Forderungen, sondern wird langfristig für alle bzw. einen Großteil der Forderungen des Factoring-Kunden angelegt.
2.2 Kann ich überfällige Forderungen verkaufen?
Auch bereits überfällige Forderungen können verkauft werden. Meist werden überfällige Forderungen an Inkassounternehmen verkauft. Jedoch ist mit einem deutlichen Abschlag auf den Forderungsbetrag zu rechnen.
2.3 Kann ich titulierte Forderungen verkaufen?
Einige Inkassounternehmen kaufen auch titulierte Forderungen, also Forderungen bei denen Zwangsvollstreckungen schon gerichtlich erlaubt sind. Bei dieser Art von Forderungen ist mit sehr hohen Abschlägen auf den Forderungswert zu rechnen, da die erwartete Erfolgsquote sehr niedrig ist.
2.4 Kann ich strittige Forderungen verkaufen?
Prinzipiell können Sie strittige Forderungen verkaufen. Aufgrund ihrer strittigen Natur und dem dafür notwendigen Aufwand gibt es meist nur wenige potenzielle Käufer. Oft sind es Anwälte, die sich Durch ihre juristische Kompetenz in diesem Geschäft betätigen. Inkassounternehmen kaufen meist keine strittigen Forderungen.
3. Macht ein Forderungsverkauf Sinn für mein Unternehmen?
Oft macht der Forderungsverkauf nur bei einer hohen Anzahl an standardisierten Forderungen Sinn (z.B. hunderte Fitness-Studio Forderungen). Bei diesen Außenständen ist sich der Käufer meist im Klaren darüber, worauf er sich einlässt.
Bei Einzelforderungen, insbesondere im B2B-Bereich, muss der Verkäufer jedoch oft mit zu hohen Abschlägen rechnen. Dies ist durch die Unsicherheit des Ankäufers über die Natur der Forderung begründet. Schließlich weiß der Verkäufer oft viel besser Bescheid, ob sein Kunde wirklich liquide ist oder nicht. Bei Forderungen im B2B Bereich ist man als Gläubiger meist mit dem normalen Treuhand-Inkasso bedient.
3.1 Was sind die Vorteile beim Forderungsverkauf?
3.2 Was sind die Nachteile beim Forderungsverkauf?
- Im Erwartungswert das schlechtere Ergebnis. Der Käufer muss schließlich einen Profit für sein Kaufrisiko erzielen.
- Teilweise sehr hohe Abschläge auf den Forderungswert (10-90%, je nach Forderungsart und Höhe)
- Oft nur bei Forderungspaketen anwendbar (viele Forderungen im Bündel)
- Kein weiterer Einfluss auf die Kommunikation mit dem eigenen Kunden
- hoher Aufwand einen Käufer zu finden
4. Kann ich als Privatperson Forderungen verkaufen?
Sie können auch Forderungen als Privatperson verkaufen. Allerdings sind die Forderungshöhen bei Privatforderungen meist recht gering, was weniger Gewinn für einen Käufer bedeutet. Ebenso ist es meist schwer für den Käufer die Forderung adäquat zu bewerten. Aus diesen Gründen sind private Forderungen sind daher meist nicht, oder nur mit sehr hohen Abschlägen zu verkaufen.
5. Worauf muss ich beim Forderungsverkauf achten?
Vor allem sollten Sie beim Forderungsverkauf im ersten Schritt darauf achten, ob es wirklich sinnvoll ist die Forderung zu verkaufen oder sie eher an ein Treuhandinkasso zu übergeben. Darüber hinaus haben wir eine Liste mit relevanten Fragen zusammengestellt, die Sie sich beantworten sollten:
- Lohnt es sich zu verkaufen oder bin ich mit Treuhandinkasso besser bedient?
- Wer ist der richtige Käufertyp (Inkassounternehmen, Factoring-Anbieter, Anwalt, etc.)?
- Bin ich bereit einen deutlichen Abschlag auf meine Forderungen in Kauf zu nehmen?
- Möchte ich die Kommunikation mit meinen Schuldnern wirklich aus der Hand geben?
- Habe ich die notwendigen Dokumente (Rechnungen, Mahnungen, Schuldneradresse, etc.)?
6. Welche Summe kann ich für meine Forderung erwarten?
Was Forderungsverkäufer tatsächlich ausbezahlt bekommen, lässt sich nicht pauschal sagen. Denn während im echten Factoring die Höhe des Disagio regelmäßig zwischen drei und fünf Prozent (auf den gesamten Umsatz) liegt, hängt der Preis im Forderungskauf von überfälligen Forderungen von der Qualität der Forderungen selbst ab. Je höher die Qualität, desto besser das Ankaufsangebot. Beispiel: Erwartet das Inkassounternehmen eine Realisierungsquote von 50% der Forderung wird es Ihnen einen Preis mit deutlichem Abschlag zum Erwartungswert anbieten (z.B. 30%). Im Einzelnen beeinflussen die folgenden Eigenschaften die Qualität jeder einzelnen Forderung:
- Forderungsalter (je jünger umso besser)
- Höhe der Forderung (je höher umso besser)
- Private oder Geschäftskunden-Forderung (B2B, B2C)
- Branche des Schuldners bei B2B Forderungen
- Aktualität der Schuldnerdaten (z.B. Adresse ist wirklich aktueller Wohnort)
- Umfang der Schuldnerdaten (liegt bspw. eine Telefonnummer vor?)
- Einzelforderung oder ganzes Portfolio? (je mehr Forderungen umso besser)
- Ist die Forderung tituliert oder strittig
7. Kauft Germania meine Forderungen?
Germania Inkasso kauft keine Forderungen von Gläubigern. Wir sind auf B2B Inkasso spezialisiert. Das heißt, wir haben meist mit höchst individuellen Forderungen zu tun, welche wir versuchen, außergerichtlich und gegebenenfalls gerichtlich (Mahnbescheid) eizutreiben. Hier stellt sich jede Situation und jeder Geschäftskunde, welcher seine Rechnung nicht beglichen hat, anders dar. Dies macht es schwer eine Forderung vorab fair zu bewerten.
Deshalb empfehlen wir unseren Kunden das klassische Treuhand-Inkasso, da bei diesem die erwartete Rückflussquote für den Gläubiger höher ist als beim Forderungsverkauf mit hohen Abschlägen.
Wenn Sie eine passende Inkassolösung für Ihr Unternehmen suchen, beraten unsere Inkassospezialisten Sie gerne.
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