Zusammenfassung Delkredere
Oftmals werden Rechnungen nicht pünktlich oder sogar gar nicht bezahlt, was zu Forderungsausfällen führen kann.
- Die Übernahme des Risikos von Forderungsausfällen wird Delkredere genannt
- Der Delkrederegeber übernimmt gegenüber dem Gläubiger die Haftung im Fall der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners
- Das Delkredererisiko beschreibt die Gefahr, dass ein Kunde eine Rechnung nicht begleicht und der Delkrederegeber die Folgen eines Forderungsausfalls tragen muss
- Das Delkredererisiko kann durch Überprüfung der Bonität der Schuldner, sowie Optimierung des Forderungsmanagements verringert werden
- Delkredereversicherungen bieten dem Versicherungsnehmer Schutz vor Forderungsausfall
Was ist ein Delkredere?
Was ist Delkredererisiko?
Das Delkredererisiko beschreibt die Gefahr, dass ein Kunde die Rechnung nicht begleicht und der Delkrederegeber somit die Folgen eines Forderungsausfalls tragen muss. Sobald ein Unternehmen seinem Kunden ein Zahlungsziel einräumt, also nicht Vorkasse verlangt, entsteht ein Delkredererisiko. Da viele Unternehmen den Kauf auf Rechnung anbieten ist das Delkredererisiko ein normaler Bestandteil des Geschäftsalltags.
Der Begriff Delkredererisiko wird meist im Zusammenhang mit echtem Factoring genutzt, um die vom Factor zu tragende Gefahr des Forderungsausfalls zu beschreiben. Mit dem Abschluss eines Factoringvertrages übernimmt der Factor das Bonitätsrisiko gegenüber dem Forderungsschuldner. Beim Factor-Kunden verbleibt lediglich die Veritätshaftung, also die Garantie für die Rechtsbeständigkeit der Forderung.
Im internationalen Außenhandel und der Außenhandelsfinanzierung umfasst das Delkredererisiko unter anderem auch Länderrisiken, die teilweise durch eine Exportkreditversicherung abgedeckt werden können.
Wie kann das Delkredererisiko reduziert werden?
Das Risiko von Zahlungsausfällen und den damit verbundenen Implikationen ist höchst individuell für jedes Unternehmen zu bewerten. Grundsätzlich können Unternehmen die entstehenden Risiken auslagern. Dazu bieten sich Instrumente wie Factoring oder Warenkreditversicherungen an, die gegen Gebühren das Delkredererisiko übernehmen. Die meisten Unternehmen tragen das Delkredererisiko allerdings auch selbst, z.B. weil das Risiko der Zahlungsausfälle verschmerzbar ist, die Gebühren für Factoring/ Warenkreditversicherungen zu hoch wären, oder sich die Forderungen nicht versichern/ verkaufen lassen.
In der Folge haben wir 16 Maßnahmen für die Reduktion des Delkredererisikos im Rahmen des Forderungsmanagements aufgelistet, wenn Unternehmen dies selbst tragen wollen.
Kundensegmentierung
Unterscheiden Sie bei Ihren Kunden nach strategischer Bedeutung, Rentabilität, Firmensitz usw. Weisen Sie im Vertrag bereits auf Verzugszinsen, Mahngebühren und Gerichtsstand hin. Sie können auch bereits festlegen, welche Zahlungsmöglichkeiten (z.B. Lastschrift oder Rechnung) Sie welchen Kunden einräumen.
Zahlungsmethoden
Führen Sie Vorauskasse oder Anzahlungen für bestimmte Kundensegmente ein. Dies sollte konsequent eingehalten werden und die Lieferung sollte erst nach Zahlung erfolgen.
Zahlungszielverkürzung
Je nach Kundengruppe sollten Sie das Zahlungsziel anpassen.
Gewähren Sie je nach Kundensegment Skonti oder reglementieren Sie durch den Vertrieb Rabatte. Beteiligen Sie gegebenenfalls Ihren Vertrieb mit einer Provision.
Einforderung
Fordern Sie ungerechtfertigte (Skonto-) Abzüge zügig, und automatisiert von Ihrem Kunden ein.
Delkredere im Rechnungswesen
Der Begriff Delkredere steht im Rechnungswesen für Wertberechtigungen für voraussichtliche Ausfälle bei Forderungen. Hierbei wird zwischen Einzelwertberichtigungen und Pauschalwertberichtigungen unterschieden.
Einzelwertberichtigungen sind vorzunehmen bei zweifelhaften Forderungen mit einem speziellen Ausfallrisiko, wodurch der Zahlungseingang unsicher wird (z.B. Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Schuldner).
Pauschalwertberichtigungen werden am Jahresende genutzt, um ein allgemeines Ausfallrisiko ohne konkreten Anhaltspunkt auszugleichen. Hier wird von Erfahrungswerten (sog. Delkrederesätzen, sprich erwarteten Ausfallraten) aus der Vergangenheit ausgegangen. Dabei liegt der Delkrederesatz oft im niedrigen einstelligen Prozentbereich, z.B. 1,5%.
Der Delkrederesatz berechnet sich mit folgender Formel: Forderungsausfall pro Jahr / Jahresumsatz *100%
Rechenbeispiel:
Forderungsausfall: €65.000
Umsatz: € 5.000.000
Delkrederesatz = €65.000 / €5.000.000 *100% = 1,3%
Zur Buchung von Wertberichtigungen wird das sogenannte Delkrederekonto verwendet. In der Bilanz handelt es sich hierbei um ein Bestandskonto. Dieses Wertberichtigungskonto der Debitoren wird im Rahmen der Debitorenbuchhaltung geführt und beinhaltet die mutmaßlichen Debitorenverluste.
Delkredere im Handelsrecht
Im Handelsrecht stellt Delkredere eine Art Garantievertrag dar und spielt vor allem bei Kommissionären und Handelsvertretern eine Rolle. Laut § 394 HGB haftet ein Kommissionär gegenüber einem Kommittenten im Falle eines Forderungsausfalls. Der Kommissionär kann dafür im Gegenzug eine Delkredereprovision verlangen (vgl. § 86b HGB für den Handelsvertreter).
Oft sind Unternehmer und ein Handelsvertreter unterschiedlicher Auffassung darüber, ob man einen Kunden mit schlechter Bonität weiter beliefern soll. Der Unternehmer lehnt dies ab, weil er das Risiko scheut, seinen Kaufpreisanspruch nicht durchsetzen zu können. Dann kann er die weitere Belieferung solcher Kunden davon abhängig machen, ob der Handelsvertreter dafür die Delkredere-Haftung übernimmt, d.h., dem Unternehmer für die Zahlung des Kunden einsteht.
Ist der Handelsvertreter zur Übernahme der Delkredere-Haftung bereit, weil Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des Kunden hat, sind die gesetzlichen Bestimmungen zu beachten. Zum Beispiel kann ein Kommissionär ein Delkredere auch mündlich abschließen, während ein Handelsvertreter den Delkredere-Vertrag ausschließlich schriftlich aufsetzen muss.
Delkredere beim Factoring
Beim Factoring versteht man unter Delkredere die Haftung des Factors für den Forderungsverlust durch Zahlungsunfähigkeit eines Kunden. Das heißt, dass Forderungen zu 100% vor Ausfällen geschützt sind, wenn ein Unternehmen seine Forderungen an einen Factor abtritt.
Factoring ist nichts anderes als der Verkauf von Forderungen. Hierbei verkauft der ursprüngliche Gläubiger (Kreditor) eine offene Forderung an den Factor. Bei dem Factor handelt es sich meistens um Finanzdienstleister, welche sich auf die Forderungsabtretung spezialisiert haben. Das heißt, dass der Factor das Risiko tragen muss, dass der Debitor womöglich nicht zahlt. Hierbei wird auch von einer Delkrederefunktion gesprochen, welche der Factor in diesem Fall übernimmt.
Der ausstehende Betrag wird nun vom Schuldner (Debitor) an den Factor gezahlt. Der Kreditor erhält somit direkt sein Geld und muss nicht darauf warten, bis der Schuldner zahlt.
Wichtig ist jedoch die Unterscheidung zwischen echtem und unechtem Factoring. Beim echten Factoring übernimmt der Dienstleister u.a. das Delkredererisiko. Beim unechten Factoring hingegen muss der Gläubiger selbst das Risiko des Forderungsverlustes tragen.
Welche Delkredereversicherungen gibt es?
Die Delkredereversicherungen bieten dem Versicherungsnehmer Schutz vor Forderungsausfall aufgrund Zahlungsunfähigkeit des Geschäftspartners. Zu den Delkredereversicherungen gehören beispielsweise die Forfaitierung, Warenkreditversicherung und Factoring.
- Bei umfangreichen Exportgeschäften empfiehlt sich die Forfaitierung (auch Ausfuhrkreditversicherung und Investitionsgüterkreditversicherung) zur Absicherung von hohen Beträgen und längeren Laufzeiten.
- Die Warenkreditversicherung ist relevant für Unternehmen, die Waren an Geschäftskunden auf Rechnung ausliefern oder Dienstleistungen auf Rechnung anbieten und ein Ausfallrisiko nicht selbst tragen können oder wollen.
- Factoring wird meist genutzt, wenn die Liquidität eines Unternehmens erhöht werden soll.
Viele Unternehmen können ihre Forderungen allerdings nicht absichern lassen oder die dafür aufgerufenen Prämien erweisen sich als zu teuer. In diesen Fällen tragen Unternehmen das Risiko des Forderungsausfalls selbst. In solchen Fällen ist ein starker und erfahrener Inkassodienstleister ratsam, um überfällige Forderungen schnell und effektiv zu realisieren.
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